Jes Bertelsen – Werk und Hintergrund

Curriculum vitae

Student der Staatsschule in Aabenraa, Juni 1965

Goldmedaille der Universität Aarhus und Magister, 1970

Unterrichtsassistent und Dozent am Institut für Ideengeschichte, Universität Aarhus , 1970-82

Doktorabhandlung, 1974

Studienaufenthalt am C.G. Jung-Institut in der Schweiz, 1974-75

Begründete gemeinsam mit Hanne Kizach das Vækstcenter (Wachstumscenter), 1982

Das Werk

Jes Bertelsen (JB) hat im Zeitraum von 1972 bis 2004 neunzehn Bücher verfasst – von der ideegeschichtlichen Goldmedaillenabhandlung der Universitätszeit und der Doktorabhandlung über Bücher mit umfassender tiefenpsychologischer und selbstentwicklungsmäßiger Thematik bis hin zu den fortgeschrittenen Meditationstexten der späteren Jahre.

Das Werk lässt sich entsprechend den drei Hauptperioden in JBs Karriere in drei Phasen aufteilen: Universitätsjahre, Etablierung und Aufbau des Vækstcenter und der Retreat-Unterricht.

1. Universitätszeit 1970-82

Kategori og afgørelse – Strukturer i Kierkegaards tænkning (Kategorie und Entscheidung – Strukturen in Kierkegaards Denken), 1972

Ouroboros – en undersøgelse af selvets strukturer (Ouroboros – eine Untersuchung der Strukturen des Selbst), 1974

Individuation (Individuation), 1975

Dybdepsykologi 1 – fødselstraumets psykologi (Tiefenpsychologie 1 – die Psychologie des Geburtstraumas), 1978

Dybdepsykologi 2 – genfødslens psykologi (Tiefenpsychologie 2 – die Psychologie der Wiedergeburt), 1979

Dybdepsykologi 3 – den vestlige meditations psykologi (Tiefenpsychologie 3 – die Psychologie der westlichen Meditation), 1980

Dybdepsykologi 4 – en østlig meditations psykologi (Tiefenpsychologie 4 – eine Psychologie östlicher Meditation ), 1983

Kategori og afgørelse – Strukturer i Kierkegaards tænkning tænkning (Kategorie und Entscheidung – Strukturen in Kierkegaards Denken) entstand auf der Grundlage einer Goldmedaillenabhandlung, die Professor Johs. Sløk 1969 ausschrieb; das Buch ist, wie sein Titel andeutet, im philosophischen Grundboden Dänemarks verankert.

Die Doktorabhandlung Ouroboros – en undersøgelse af selvets strukturer (Ouroboros – eine Untersuchung der Strukturen des Selbst) erweitert den inspiratorischen Einfluss zeitlich und geografisch in den europäischen Bereich hinein; das Buch fasst weit – von ideengeschichtlichen Wurzeln der Antike bei Aristoteles über Kant und Kierkegaard bis hin zu unserer Zeit mit C.G. Jung. JB erlangte den philosophischen Doktorgrad im Alter von 28 Jahren.

1974 erhielt JB ein Stipendiat der dänischen Forschungsverwaltung für einen längeren Aufenthalt am Junginstitut in Zürich, Schweiz. Dieser Aufenthalt führte zum Buch Individuation (Individuation). Nach der Rückkehr aus der Schweiz wurde JB 1975 als Dozent am Institut für Ideengeschichte der Universität Aarhus verpflichtet.

Die vier Bücher über Tiefenspychologie entstanden auf der Grundlage von Tonbandaufnahmen seiner Vorlesungen an der Universität in Aarhus in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. Anfänglich besuchten nur wenige Hörer diese Vorlesungen; später entwickelten sie sich geradezu zu Publikumsrennern mit drei- bis vierhundert Zuhörern, die das größte Auditorium der Universität fast überfüllten.

1978 begann JB einen mehrjährigen Unterrichts- und Übungsprozess bei dem irischen Heiler Bob Moore; hier ging es um ein Verständnis des menschlichen energetischen Systems. Etwa zur selben Zeit begann JB private Kurse in Tiefenpsychologie, Traumverständnis und Meditation zu halten. 1982 erscheint das Buch Drømme, chakrasymboler og meditation (deutsch: Traumarbeit und Meditation). Inhaltsmäßig bildet dieses Buch einen Übergang von den Universitätsjahren zur neueren Zeit mit der Etablierung des Vækstcenters.

2. Etablierung und Aufbau des Vækstcenters (Wachstumscenter) 1982-90

Drømme, chakrasymboler og meditation, 1982 (deutsch: Traumarbeit und Meditation, Kösel 1988)

Højere bevidsthed, 1983 (deutsch: Höheres Bewusstsein, Sphinx 1993)

Energi og bevidsthed (Energie und Bewusstsein), 1984

Kvantespring – en bog om kærlighed (Quantensprünge – ein Buch über die Liebe), 1986

Selvets virkelighed (Die Wirklichkeit des Selbst), 1988

Indre tantra (Inneres Tantra), 1989

Kristusprocessen (Der Christusprozess), 1989

Drømme, chakrasymboler og meditation, deutsch Traumarbeit und Meditation, ist ein Grundbuch über moderne Selbstentwicklung, das sich auf westliche wie auch östliche spirituelle Quellen stützt, auf Inspiration durch die Übungszeit bei Bob Moore und auf JBs eigene meditative Erfahrungen. Gemeinsam mit Højere bevidsthed, deutsch Höheres Bewusstsein, bildet es den Verständnisrahmen für JBs Unterricht in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre und damit in der Pädagogik des Vækstcenters.

Højere bevidsthed, deutsch Höheres Bewusstsein, ist ein eigentliches meditatives Übungsmanual, das in seinem Aufbau schon die Bücher über Bewusstseinsübung des späteren Retreatprozesses andeutet; damit verdeutlicht dieses Buch auch den roten Faden der meditativen Übung in JBs Pädagogik.

Die meisten der Bücher aus den Achtziger Jahren thematisieren und beschreiben, wie auch der Untericht dieser Zeit, ein Weltbild, dessen Orientierungsrahmen die Selbstentwicklung mit einem spirituellen Horizont ist; und das 1984 erschienene Buch Energi og bevidsthed (Energie und Bewusstsein) ist ein präziser Ausdruck für diesen Orientierungsrahmen.

1986 erschien Kvantespring – en bog om kærlighed (Quantensprünge – ein Buch über die Liebe); dieses Buch konzentrierte sich u.a. auf den Zusammenhang zwischen Liebe, Sexualität und Spiritualität – und damit auf die Möglichkeit einer Integration dieses existenziell entscheidenden Bereichs in die Arbeit an innerer Vertiefung.

In Selvets virkelighed (Die Wirklichkeit des Selbst), 1988 erschienen, wird ein Weltbild beschrieben, dessen Bestandteile unter anderem Zustände höheren Bewusstseins und Erlebnisse von Mitverantwortung für die Ganzheit auf nicht-sektiererischer Grundlage sind.

1989 gibt JB zwei sehr unterschiedliche Bücher heraus: Zu Beginn des Jahres erscheint Indre tantra (Inneres Tantra), worin einige der Themen aus Kvantespring weiter entwickelt und vertieft werden; gegen Ende des Jahres dann Kristusprocessen (Der Christusprozess), worin die Bedeutung Christi und des Christentums allgemein und spezifisch in Bezug auf das übrige Werk thematisiert wird.

Die Begegnung mit dem tibetischen Lama Tulku Urgyen 1989 war in vieler Hinsicht eine Wegscheide, die für die späteren Bücher und für den Unterricht, der von nun an mehr und mehr in der Form von Retreats erfolgte, von entscheidender Bedeutung wurde.

3. Der Retreatprozess 1990-2003

Bevidsthedens befrielse, 1991 (deutsch: Befreiung des Bewusstseins, Sphinx 1994)

Nuets himmel (Der Himmel des Jetzt), 1994

Hjertebøn og ikonmystik (Herzgebet und Ikonenmystik), 1996

Bevidsthedens inderste, 1999 (deutsch: Das Innerste des Bewusstseins, Opus-Verlag 2006)

Dzogchenpraksis som bevidsthedsvidde, 2003 (deutsch: Dzogchenpraxis als Bewusstseinsweite, Opus-Verlag 2006)

Bevidsthedens befrielse, deutsch Befreiung des Bewusstseins, erschien 1991 als erstes einer Reihe von Büchern, die wiederholt die Beschreibungen und Praxisformen einer westlich fundierten und östlich inspirierten Bewusstseinswissenschaft und Bewusstseinsübung vertiefen und intensivieren. Dieses Buch ist ein stringent auf Erfahrung gegründeteter Überbau zum Buch Højere bevidsthed.

Nuets himmel (Der Himmel des Jetzt), 1994 erschienen, ist eine eher lyrische, sozusagen weiblich geprägte Ausgabe der Einführung in die Bewusstseinspraxis.

1996 erscheint Hjertebøn og ikonmystik (Herzgebet und Ikonenmystik); vor dem Hintergrund einer Reise zum Berg Athos beleuchtet dieses Buch einige Grundformen der Praxis in der Ostkirche und in der hesychastischen Mystik.

Der explizite Ausgangspunkt des Buches Bevidsthedens inderste, deutsch Das Innerste des Bewusstseins, ist die Dzogchentradition; JB beschreibt hier einige seiner Erfahrungen aus fast zehn Jahren intensiven Retreat-Unterrichts von mehreren Hundert Praktizierenden.

Das bisher letzte Buch, Dzogchenpraksis som bevidsthedsvidde, deutsch Dzogchenpraxis als Bewusstseinsweite, ist ein fortgeschrittenes Übungsmanual für Praktizierende.